„Nur ein Paufler kann Paufler schlagen“ – Presseartikel

Der Bremer Marcel holt hinter seinem Münchner Cousin Nico Silber bei der DM im Kanu-Marathon

Von Rainer Jüttner - 19. Oktober 2020 - WESER-KURIER

Bremen. Eine Saison mit derart wenigen Wettkämpfen wie in diesem Jahr, gab es für Sven (22) und Marcel Paufler (25) vom Verein Störtebeker Bremer Paddelsport in keinem der vergangenen 18 Jahre. Darum war die Freude über die nachgeholten deutschen Meisterschaften im Kanu-Marathon in Rheine an der Ems aber groß. Und auch sportlich lohnte es sich: Marcel Paufler gewann über die verkürzte Marathonstrecke von 24,1 Kilometern in einer Zeit von 1:44:09,51 Stunden die Silbermedaille. Geschlagen geben musste er sich lediglich seinem Cousin Nico Paufler (KG München) um nur sechs Sekunden. Der Drittplatzierte Leif Reh (Kieler Kanu-Klub) war mit über acht Minuten Rückstand bereits weit abgeschlagen. Mit Martin Schubert fuhr der zweite Bremer auf den vierten Platz. Zwar ärgerte er sich direkt nach dem Wettkampf etwas über das verpasste Podium, dennoch bedeutete es sein bislang bestes Einzelergebnis auf Deutschen Meisterschaften.

Die Wettkämpfe fanden unter strengen Anreise-, Abreise- und Hygienevorschriften, im Rahmen einer Ein-Tages-Veranstaltung, ohne Zuschauer und über verkürzte Distanzen statt. Da Kanu-Marathon im Rundkurssystem gefahren wird, wurden in der Herren-Leistungsklasse nur fünf Runden mit vier Portagen (kurze Laufstrecken mit dem Boot) und einer kurzen Zielrunde gefahren. Wettkämpfe im Kajak-Zweier wurden ersatzlos gestrichen.

Schon wenige hundert Meter nach dem Start deutete sich der erwartete Zweikampf zwischen den beiden Cousins an, da Reh nur auf den ersten beiden Kilometern folgen konnte. Anschließend wurde das Tempo in der Führungsgruppe hoch gehalten, die Führungsarbeit wechselte und der sprintstärkere Nico Paufler konnte sich nach der zweiten Portage wenige hundert Meter absetzen. Doch damit war das Rennen noch nicht entschieden. Denn je länger es wurde, desto besser wurden die Chancen für Marcel. Er hielt den Abstand zum Erstplatzierten konstant und fuhr die aufgerissene Lücke in der letzten Runde wieder vollständig zu. Damit war das Rennen wieder völlig offen und hochspannend. Im Zielspurt reichte es für Nico Paufler dann aber doch knapp zum Sieg.

Marcel Paufler ist dennoch hochzufrieden mit dem Wettkampf. "Nach dieser besonders turbulenten Saison hatte niemand mehr damit gerechnet, so nah an den DM-Titel heranzukommen", sagte er. Bereits im Frühjahr, bei der ersten großen Verbreitung des Corona-Virus fielen zahlreiche Wettkämpfe aus, viele wurden zunächst verschoben und später endgültig abgesagt. So auch die Saisonhöhepunkte Weltmeisterschaft und Weltcup. Die Europameisterschaften in Budapest wurden, wie die deutschen Meisterschaften, in den Oktober verschoben. "Flüge und Unterkünfte waren gebucht, Urlaub war genehmigt, alles organisiert. Und dann alles wieder abgesagt", sagt Marcel Paufler. Die verschobenen deutschen Meisterschaften im Wildwasserrennsport wurden endgültig abgesagt. Genauso das Trainingslager der Bremer im südschwedischen Karlskrona.

In der Summe waren es somit nur vier Wettkämpfe, an denen Marcel Paufler teilnehmen konnte, darunter auch die norddeutschen Meisterschaften im Kanu-Marathon, bei denen er seinen Titel verteidigen konnte. Verglichen mit sonst über 20 Wettkämpfen pro Saison war das natürlich sehr wenig. "Letztendlich aber natürlich Einschränkungen, die wir absolut nachvollziehen und die wir auch unterstützen", so Paufler. Sich über die ganze Saison fit zu halten und nie richtig zu wissen, für welchen Wettkampf man jetzt eigentlich trainiert, ist aber auch nicht leicht. Für Sven Paufler war es ein noch deutlich schwereres Jahr: Nach einer Bandscheibenverletzung im März hatte er mit einer schweren Virusinfektion zu kämpfen, an Sport war nicht ansatzweise zu denken. Mittlerweile befindet er sich aber auf dem Wege der Besserung.

Starker Störtebeker-Nachwuchs

Auch der Störtebeker-Nachwuchs kehrte erfolgreich von der DM zurück. Wettkämpfe für die Schüler- und Jugendsportler*innen des Störtebeker Bremer Paddelsport ließen sich in diesem Jahr fast an einer Hand abzählen. Aufgrund der Corona-Situation fanden im Frühjahr fast keine Wettkämpfe statt, dafür wurden einzelne im Sommer nachgeholt. Und dabei handelte es sich fast ausschließlich um hochkarätige Meisterschaften: Neben einem Abfahrtsrennen in Bad Schwartau nahmen die Bremer an den Norddeutschen Meisterschaften im Wildwasser in Celle, den Deutschen Meisterschaften im Kanurennsport in Mannheim, den Norddeutschen Meisterschaften im Kanu-Marathon und zuletzt den Deutschen Meisterschaften im Kanu-Marathon in Rheine teil.

Besonders erfolgreich waren die Nachwuchsathleten beim Saisonhöhepunkt in Rheine auf der Ems. Absolutes Highlight aus Bremer Sicht war der deutsche Vizemeistertitel von Hjördis Sommer in der weiblichen Jugend. Auf der Strecke von 10,3 Kilometern erwischte sie zunächst einen mäßigen Start, arbeitete sich dann allerdings kontinuierlich nach vorne und musste sich in einer Zeit von 54:11,50 Minuten nur Carolin Fink (KR Hamm) geschlagen geben. Damit erzielte sie auch gleich einen der größten Erfolge der Bremer Jugend in den vergangenen Jahren und war nach dem Rennen entsprechend glücklich. Im selben Rennen startete außerdem Ronja Gronwald, die in einem nahezu fehlerfreien Rennen auf den achten Platz kam, keine zwei Sekunden hinter der Siebtplatzierten.

Bei den Schülerinnen A fuhr mit Amalia Gebhardt als Siebte die nächste Störtebeker-Athletin eine Top-Ten Platzierung ein (59:22,04 Minuten). Marit Behrens, die bis zur Ziellinie um jeden Meter kämpfte wurde mit dem zwölften Rang belohnt. In einem stark besetzten Feld belegte Pedro Gebhardt in 54:23,82 Minuten den zwölften, Arne Behrens in 54:37,82 Minuten nur knapp dahinter den 14. Platz. Vom Verein für Kanusport Bremen waren die Bremer in der männlichen Junioren über 19,1 Kilometer durch Iliya Nadernejad vertreten, der nach einer starken ersten Runde im Ziel auf einen guten sechsten Platz fuhr.

Mit den Resultaten zeigte sich Trainer Karl Paufler äußerst zufrieden. Gerade im Nachwuchsbereich haben viele trotz unzähliger weggefallender Rennen vorbildlich trainiert. "Die guten Resultate in diesem Jahr setzen die positive Entwicklung dieser Athleten fort", sagte Karl Paufler.