Bislang ist es für uns eine richtig gute Saison! In der vergangenen Woche war Marcel mitten in den österreichischen Alpen, in Wildalpen, unterwegs. Dort fanden die diesjährigen offenen Deutschen Meisterschaften im Kanu-Wildwasser statt und letztendlich lief es richtig erfolgreich.
Ausgetragen wurden die Wettbewerbe auf der Salza, einem wunderschönen Fluss mit anspruchsvollen Wildwasserpassagen. Nach der zwölfstündigen Anreise folgten zunächst vier Trainingstage vor Ort, anschließend begannen die Meisterschaften, die sich über weitere vier Tage erstreckten. Zurück nach Bremen ging es am gestrigen Sonntag.
Los ging es für Marcel aber alles andere als erfolgreich: Am ersten Tag stand der Sprintwettbewerb an, in dem Marcel an der Schlüsselstelle leider kenterte und trotz mehrerer Versuche aufgrund der Strömungsverhältnisse nicht wieder hochrollen konnte, womit sein erster Lauf nicht gewertet wurde. Im zweiten lief es wesentlich besser und er kam unter den deutschen Startern auf dem 15. Platz ins Ziel, was ein solides Ergebnis bedeutet.
Auch am darauffolgenden Tag war das Glück nicht unbedingt auf unserer Seite: Als zweitschnellster Fahrer seines Vereines Oberalster Hamburg (OA Hamburg) fuhr Marcel zwar gemeinsam mit Finn Hartstein und Tobias Zimmer in der schnellsten Mannschaft der norddeutschen Renngemeinschaft, jedoch drehte sich Tobias nach der Schlüsselstelle ins Kehrwasser, wodurch sie mit einer Zeit ins Ziel kamen, mit der man im Sprint nicht bei den vordersten Plätze mitmischen kann. Im entscheidenden zweiten Lauf passierte dann etwas, das Marcel zuvor noch nie passiert ist: Unmittelbar vor der Schlüsselstelle öffnete sich seine Spritzdecke. Das war in Trainingsfahrten zuvor vereinzelt auch anderen Fahrern passiert, weshalb auch wir vor dem Start unsere Spritzdecken mehrfach überprüften. Wie das passieren konnte, wissen wir einfach nicht. In kürzester Zeit drangen daraufhin dutzende Liter Wasser ins Boot, das Marcel gerade so in Ziel manövrieren konnte, dabei aber natürlich zu langsam war und wertvolle Sekunden verlor. Mit einer Zeit von 52,34 Sekunden wurde es der fünfte Platz unter den deutschen Teams. Bedenkt man, dass die Siegerzeit bei gerade einmal 50,02 Sekunden lag, wird schnell klar, dass in diesem Rennen mehr drin gewesen wäre. Eine gewisse Enttäuschung war nach dem Rennen dementsprechend nicht zu verbergen, aber letztlich sind wir froh, den zweiten Lauf für diese Umstände, und mit dem Druck und Wissen, dass wir aus dem ersten Lauf quasi keine konkurrenzfähige Zeit hatten, noch gut ins Ziel gebracht zu haben.
Richtig los gingen die Meisterschaften für Marcel am dritten Tag mit dem Classic-Rennen. Mit dem Wissen, in den vergangenen Monaten den Fokus im Training überwiegend auf der Marathon-Distanz gehabt zu haben, startete Marcel offensiv. Bei knapp der Hälfte der Strecke führte er laut der inoffiziellen Zwischenzeit bereits mit neun Sekunden zum zweitplatzierten deutschen Sportler. Geplant war ab der zweiten Hälfte nochmal eine deutliche Temposteigerung, die allerdings nicht so richtig gelang. Marcel wurde zwar schneller, merkte im Ziel allerdings auch, dass es noch nicht gelungen war, sich vollständig auszubelasten. Umso überraschender war das Ergebnis: Gold! Mit einem Vorsprung von zehn Sekunden auf Matejicek Vojtech (tschechische Nationalmannschaft) und 16 Sekungen auf den ersten deutschen Verfolger, seinen Teamkollegen Finn. Dritter in der deutschen Wertung wurde Joshua Piaskowski (KCD Düsseldorf). Der dritte Wettkampftag bot also ein überragendes Ergebnis mit einer Leistung, die mit spezifischerem Training sicherlich noch zu verbessern ist.
Am abschließenden vierten Tag der deutschen Meisterschaften gingen Finn, Tobias und Marcel als Titelverteidiger in den Mannschaftswettbewerb auf der Classic-Strecke. Die Vorzeichen waren allerdings keine guten, denn Finn Hartstein musste das Rennen erkrankt fahren, Marcel mit leichten Bauchschmerzen und Tobias Zimmer nicht in Topform. Doch wir standen pünklich am Start und auch an der der Mission Titelverteidigung hatte sich nichts geändert. Der Start und die ersten Minuten liefen gut, vielleicht zu gut: Nach dem ersten Rennviertel war Tobias bereits am Limit. Zur Hälfte der Strecke lag unser Team mit sechs Sekunden vorne. Was folgte war eine Mustervorstellung von Kampfgeist und taktischer Routine. Tobias gab alles und das Team vollzog mehrere ungeplante Führungswechsel an passenden Stellen, um ihm eine bestmögliche Fahrt zu ermöglichen. Im Ziel war klar, dass die beiden schnellsten deutschen Zeiten eng beieinanderlagen, was das Warten auf das Ergebnis zu einer Geduldsprobe machte. Es wurde der zweite Platz unter den deutschen Teams. Der Rückstand betrug keine drei Sekunden. Ähnlich wie in der Sprintmannschaft ging der Freude über die Vize-Meisterschaft zunächst eine gewisse Enttäuschung voraus.
Die vollständige Ergebnisliste gibt es hier.
Rückblickend können wir auf unsere Leistungen stolz sein. Es lief nicht alles wie gewünscht und die Bedingungen waren nicht einfach. Aber dennoch wurde es eine erfolgreiche DM und eine richtig gute Woche mit dem norddeutschen Team in einer wunderschönen Region. Und nach Jahren der Vize-Meisterschaften im Einzel auf der Classic-Strecke gelang Marcel in diesem Jahr endlich und mit deutlichem Vorsprung der DM-Titel in der Leistungsklasse. Dieser bedeutet im übrigen auch die Direktqualifikation für die diesjährigen Weltmeisterschaften im spanischen León (im August), einer Strecke, auf der Marcel 2021 bereits Europameister geworden ist. Aufgrund des vollen Marathon-Kalenders und entsprechenden Trainings war die Wildwasser-WM in den vergangenen Monaten zwar nie das ausgesprochene Ziel, aber die Option einer Direktqualifikation über die Deutschen Meisterschaften war natürlich da. Die offizielle Nominierung steht in den kommenden Tagen noch aus, und der Wettkampfkalender scheint nun noch einmal etwas voller zu werden.
Zurück in Bremen geht es für Marcel heute lückenlos wieder ins Training auf den heimischen Gewässern, auf denen Sven in den vergangenen acht Tagen nach seiner kurzen Verletzungspause vor der Marathon-DM in Cottbus individuell und intensiv trainiert hat. Der Heim-Weltcup in Brandenburg an der Havel wirft seine Schatten voraus!