Es ist geschafft! Das vergangene Weltcup-Wochenende verlief bei weitem nicht reibungslos, aber letztlich war es sehr erfolgreich. Denn nun ist klar: Auch in diesem Jahr wird Marcel mit der Nationalmannschaft zu den Europameisterschaften (im Juli nach Dänemark) und Weltmeisterschaften (im September nach Portugal) fahren können.
Bereits am vergangenen Donnerstag reiste das Bremer Team an. Die Strecke befand sich auf der Moldau in der tschechischen Hauptstadt Prag. Am Freitag ging es zunächst darum, sich ein erstes Bild von der Strecke zu machen. Am Ende war es aber eher nur die Wassergewöhnung, denn Streckenverlauf und Portage wurden erst im Laufe des Nachmittags abgesteckt bzw. aufgebaut. Eine besondere Herausforderung stellten am gesamten Wochenende die äußeren Bedingungen dar, da es teils sehr windig und wechselhaft war.
Am Freitag wurde zunächst das Short-Race gefahren. Dies war für die Qualifikation zwar nicht ausschlaggebend, dennoch war es ein Weltcup-Rennen und wurde von den über 50 Teilnehmern im Starterfeld der Herren Leistungsklasse entsprechend professionell und ehrgeizig angegangen. Und so ging es auch in den beiden Portagen auf der 3,4 Kilometer langen Strecke zu: Bereits im Vorlauf zeigte sich schnell, dass der Portagenausstieg und -einstieg eigentlich zu kurz waren für derart große Starterfelder, auch die Laufstrecke (Rasenfläche) war verhältnismäßig kurz. Dies führte zu einem sehr körperbetonten Wettkampf sowie vereinzelt Kollisionen, die über das gesamte Wochenende hinweg von den Wettkampfrichtern kaum geahndet wurden. Gewöhnungsbedürftig war ebenfalls der sogenannte "rollende Start", bei dem das Feld nicht an der Startlinie steht, sondern sich an einer Vor-Startlinie sammelt, gemeinsam wenige Meter bis zur Startline vorfährt und dann aus der Bewegung gestartet wird. Marcel kam allerdings gut vom Start weg und konnte sich durch geschicktes vorarbeiten am Ende sogar in der Spitzengruppe platzieren und sich überraschend deutlich als Fünftplatzierter direkt für das Finale qualifizieren. Es qualifizierten sich die ersten acht Boote aus beiden Vorläufen direkt, ebenso die nächsten acht zeitschnellsten Fahrer beider Vorläufe. Damit standen am Nachmittag 24 Boote im Finale.
Hier lief es aber nicht so rund: Nach einem durchwachsenen Start gelang es Marcel zunächst, sich kontinuierlich wieder nach vorne zu arbeiten und Positionen gutzumachen. Aber ausgerechnet nach der zweiten Portage kenterte er und verlor beim Wiedereinstieg entsprechend Zeit. Dennoch beendete er das Rennen, und kam damit als 24. ins Ziel. Natürlich war dies enttäuschend, aber am Abend ging es schnell über in die Wettkampf- und insbesondere Portagenanalyse, schließlich stand das wichtige klassische Marathonrennen über 29,8 Kilometer mit sieben Portagen am Sonntagnachmittag auf dem Programm.
Hier starteten alle Boote gemeinsam, es musste damit auch nahezu die gesamte Flussbreite ausgenutzt werden. Für die Fahrer purer Stress, für die Zuschauer ein großartiges Spektakel. Marcel startete relativ weit außen, erwischte einen guten Start, war aber nach wenigen hundert Metern erwartungsgemäß im Mittelfeld zu finden. Er arbeitete sich bereits auf dem Weg zur ersten Wende außen am Feld vorbei und holte bereits wieder Fahrer ein, dies setzte er in der übrigen ersten Runde fort. Anschließend konnte er sich in der zweiten Verfolgergruppe etablieren und sorgte mit großen Anteilen an Führungsarbeit bei hohem Grundtempo dafür, dass die Lücke zur ersten Verfolgergruppe nur wenige Bootslängen groß blieb. Viel anderes bleibt auch nicht übrig, wenn man sich nach vorne orientieren möchte. Nach drei der insgesamt acht Runden wurde das Tempo allerdings etwas langsamer. Einige Konkurrenten konnten eingeholt werden, eine weitere Verfolgergruppe schloss allerdings auch auf und überholte Marcel zwei Runden später. Zu diesem Zeitpunkt sah es nicht gut aus, gemeinsam mit dem Ungarn Zalan Peli gelang es ihm aber, sich langsam wieder zu stabilisieren. In der letzten Runde setzte er sich von diesem ab und konnte sogar die zeitweise große Lücke zu Teamkollege Claas Gebhardt wieder schließen und ihn im Zielspurt sogar noch überholen. Marcel fuhr als 13. in einer Zeit von 2:15:18.1 Stunden über die Ziellinie. Es gewann der amtierende Weltmeister Mads Brandt Pedersen aus Dänemark.
Anschließend wurden die Boote direkt verladen und es ging zurück in Richtung Bremen, wo wir in der Nacht zum heutigen Montag wieder angekommen sind.
Damit war es ein sehr ereignisreiches Wochenende: Nicht alles lief nach Plan und vor allem auf der Langdistanz war die tägliche Belastung der vergangenen Wochen und Monate natürlich zu spüren. Aber letztlich hat es gereicht, die Tickets für EM und WM sind gelöst, und wir sind sehr zufrieden, dass die Trainingplanung bis zu diesem Zeitpunkt gut aufgeganen ist und wir in der Weltspitze vorne mitreden können.
Hier gibt es die Ergebnisse: