Es war eine Europameisterschaft, wie man sie nicht oft erlebt. Schon vor Silkeborg sind einem die ersten werbewirksamen Plakate ins Auge gesprungen, die auf die EM in Dänemarks "Sporthauptstadt" aufmerksam gemacht haben. In Silkeborg selber ging es dann so weiter: Jedes zweite Plaktat wies auf die sportliche Großveranstaltung hin. Und dementsprechend groß war auch der Besucherandrang an den insgesamt vier Wettkampftagen.
Es ging bereits am Mittwochabend mit der Eröffungsfeier los. Die Nationen marschierten aus der Stadt heraus bis an den Uferbereich, direkt vors Rathaus, wo Portage, Tribünen, Streetfood-Stände und verschiedenste Event-Stände aufgebaut waren. Dort wurde die EM bei musikalischem Rahmenprogramm eröffnet.
Der erste Wettkampftag stand dann ganz im Zeichen der Short-Races, 3,4 Kilometer, zwei Portagen, besonders schnelle aber auch kurze Rennen. Im Vorlauf belegte Marcel mit einer soliden Performance den achten Platz und qualifizierte sich fürs Finale am Nachmittag. Dort lief es lange Zeit ebenfalls gut und er machte ein starkes Rennen. In der zweiten Portage bekam er allerings einen Schlag aufs Steuer, was aufgrund drohender Lenkunfähigkeit häufig das Aus bedeuten kann. Marcel konnte zwar weiterfahren, allerdings nicht mehr geradeaus. So war er froh, das Ziel am Ende überhaupt noch erreicht zu haben, es wurde der 13. Platz. Zeitlich sogar deutlich schneller als im Vorlauf, ohne den Steuerschaden wären aber vielleicht noch wenige Plätze weiter vorne möglich gewesen.
Wettkampffrei war für Marcel der anschließende Freitag. An diesem Tag reiste auch Sven erstmals wieder zu einer EM an, allerdings nur als Zuschauer, da er sich ja erst seit wenigen Tagen wieder im regulären Grundlagentraining befindet. Seine Zuschauerrolle, insbesonderer am Sonntag während der K2-Rennen, war aber eine anspruchsvolle: So übernahm er als Portagenhelfer die Versorgung von Martin und Marcel.
Nun stand ein anstrengendes und spannendes Wochenende bevor, zunächst im K1 über die klassischen Distanz (30-Kilometer). Gefahren wurden acht große Runden, sieben Portagen und eine kleine Abschlussrunde bis ins Ziel. Nach der ersten Wende, als sich das Feld zu sortieren begann, arbeitete sich Marcel in der großen Gruppe im Mittelfeld vor und konnte mit dafür sorgen, dass die Lücke zur großen Führungsgruppe wieder geschlossen werden konnte. Nach der ersten Portage tat sich diese aber erneut auf. In der Folge fuhr er in dieser Verfolgergruppe - zumeiste eine Fünfergruppe mit Adrian Boros (Ungarn), Alfredo Faria (Portugal), Jakub Adam (Tschechien) und Matthew Johnson (Großbritannien) - zusammen. Fünf Boot sind nie optimal, da es bei dieser Gruppengröße immer Duelle um die besten Positionen innerhalb der Formation gibt, aber es ging einigermaßen gut. Der Abstand zu den weiteren Verfolgergruppen konnte weiter ausgebaut werden, Marcel lief meist gute Portagen und machte hohes Tempo, aus der Führungsgruppe konnten aber nur vereinzelt Fahrer wieder eingeholt werden. In der Schlussrunde nach der letzten Portage sicherte Marcel sich den neunten Platz und zeigte sich anschließend hochzufrieden mit den Top-Ten Ergebnis.
Am letzten Tag der Europameisterschaften ging er dann mit Zweierpartner Martin Schubert im schnellsten Rennen der EM an den Start, dem K2 der Herren. Beide erwischten einen verhältnismäßig guten Start und mussten nicht (wie bei der WM im vergangenen Jahr) viel Aufholarbeit leisten, um ans Hauptfeld wieder heranzufahren. Sie waren von Anfang an in der großen Fahrergruppe dabei. Ähnlich wie am Vortag etablierten sie sich nach der ersten Portage in der ersten großen Verfolgergruppe in der sie zunächst souverän und mit großem Energieeinsatz mitarbeiteten. Die Gruppe war für ein optimales Vorankommen erneut zu groß, bestand aus sechs Booten. Im Rennverlauf ließen Martin und Marcel dann etwas nach, die Gruppe teilte sich in zwei Dreiergruppen. Am Ende kamen sie auf dem 12. Platz ins Ziel. Ihre Gruppe belegte den siebten bis eben zwölften Platz. Trotz der Platzierung, die durchaus ein oder zwei Plätze hätte besser sein können, waren beide nach dem Zieleinlauf glücklich über die starke Rennleistung.
Gezeigt hat uns die EM vor allem eines: Trotz gegenüber den Vorjahren jeweils über 1000 fehlenden Grundlagenkilometern im Winter aufgrund anderer Verpflichtungen können wir durchaus noch mit den Profis mithalten und unsere eigenen Leistungen verbessern. Und das war für uns alles andere als selbstverständlich und sehr wichtig zu sehen. Bleiben soll das in den nächsten Jahren natürlich nicht, der Ehrgeiz für mehr ist da, aber es müssen eben alle Rahmenbedingungen passen. Und wenn man vom Leistungssport nicht leben kann, muss auch in andere Bereiche viel Zeit gesteckt werden. Profitiert haben wir in den letzten Tagen von einer großen Motivation, Spaß, vielen richtigen taktischen Entscheidungen und von einer einmaligen Atmosphäre, bei der man einfach sein Bestes geben muss!
Nun zurück in Bremen, müssen wir zunächst einmal wieder gesund werden (leider hat es uns ab Sonntag auch erwischt), aber dann soll es mit Blick auf die WM Ende September weitergehen. Wir freuen uns und sind bereit für die kommende Herausforderung. Die Ergebnisse haben uns gezeigt, dass wir an einigen Nationen ganz nah dran sind!
Vielen Dank für die Glückwünsche und an alle, die mitgefiebert haben!
Hier gibt es noch die Ergebnislisten der EM-Rennen aus Silkeborg: