Marcel Paufler und Marit Behrens holen sich auf der Spree die deutsche Meisterschaft im Kanumarathon
Von Jörg Niemeyer - 14. Mai 2024 - WESER-KURIER (Sport)
Cottbus. Die Aktiven im deutschen Kanumarathon bewegen sich zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Einerseits versucht die Sportart immer wieder, sich zu verändern und sich dabei im besten Fall auch neue Fans und weitere Sportler zu erschließen. Andererseits aber wird es immer schwerer, bei deutschen Meisterschaften wie jetzt in Cottbus umfangreiche Startfelder vollzubekommen. In einigen Altersklassen und Disziplinen war es nicht möglich, die mindestens erforderlichen fünf Boote aus drei verschiedenen Vereinen aufs Wasser zu bringen. Die Folge: Die Schnellsten in diesen Rennen durften sich zwar beste Deutsche, nicht aber deutsche Meister nennen.
Erstmals wurde während der deutschen Meisterschaft auf der Spree am vergangenen Wochenende per Livestream über die Wettbewerbe berichtet. Das verhalf unter anderem auch dem Bremer Marcel Paufler zu einer ganz neuen Erfahrung: Der 29-Jährige saß in seiner Wettkampfpause als Co-Kommentator mit am Mikrofon. Er ist gerne dabei, wenn er helfen kann, die Popularität der Randsportart zu steigern - und sei es eben als Experte am Mikrofon. Wer erstmals Kanumarathon in Bewegtbildern sieht und keinerlei Erklärungen bekommt, was da gerade auf dem Wasser geschieht und warum die Aktiven ihre Boote in den sogenannten Portagen zwischendurch über Land tragen, dürfte sich ansonsten schnell wieder anderen Inhalten widmen.
"Marit Behrens ist ein super Rennen gefahren, sie war sehr fokussiert."
Marcel Paufler über seine Teamkameradin
Die unbezahlte journalistische Nebentätigkeit hinderte Marcel Paufler aber nicht daran, sich im Einer der Männer-Leistungsklasse den deutschen Meistertitel zu sichern. "Mit dem Rennen war ich sehr zufrieden", sagte Paufler, der auf der Spree einer von insgesamt neun Startern der Kanu-Renngemeinschaft (KRG) Bremen war. Die Veranstalter hatten die DM als offene Meisterschaft ausgeschrieben, sodass auch ausländische Gäste starten konnten. Vor allem die Dänen, die weit oben in der Weltspitze zu finden sind, und die Tschechen nutzten diese Gelegenheit zur Formüberprüfung.
So belegte Marcel Paufler im Einer über 25 Kilometer mit sechs Portagen hinter zwei Dänen den dritten Rang, der ihm als bester Deutscher zur Meisterschaft reichte. Hinter dem Sieger Philip Knudsen, der 1:51:43 Stunden für die acht Runden benötigte, entwickelte sich ein spannender Kampf um die Plätze - auch um den DM-Titel, den Marcel Paufler (1:52:47) schließlich mit zwei Sekunden Vorsprung vor Andreas Heilinger (Raunheim/1:42:49) für sich entschied. Dazwischen lag auf Rang vier mit Johan Vedel ein weiterer Däne. Auch der zweite Platz des Rennens ging nach 1:52:41 Stunden an einen Dänen.
Eigentlich hätte im Einer auch Sven Paufler starten wollen, doch wegen einer Verletzung am rechten Handgelenk hatte der jüngere Bruder von Marcel zehn Tage nicht voll trainieren können. Deshalb setzte er sich in Cottbus nur zum Zweier mit Marcel Paufler ins Boot. Mangels deutscher Teilnehmer wurde hier jedoch kein Titel vergeben. Immerhin landeten die Pauflers hinter einem dänischen Duo und den deutschen Konkurrenten Andreas Heilinger und Olympiasieger Max Hoff auf Rang drei. Nun hofft das Bremer Duo, dass der Deutsche Kanu-Verband es für die EM im Juli in Polen nominiert.
In der Frauen-Leistungsklasse kam Hjördis Sommer einmal mehr nicht an ihrer Dauerrivalin Caroline Fink (Hamm) vorbei, die über 21,6 Kilomter nach 2:00:03 Stunden 58 Sekunden vor der Bremerin ins Ziel kam. Auch in dieser Disziplin machten Däninnen das Rennen unter sich aus und belegten die ersten vier Plätze. Hjördis Sommer musste während einer Portage wegen eines Problems an ihrem Sitz sogar zum Hammer greifen. Das kostete sie zwar einige Sekunden, doch letztlich nicht dem DM-Titel, den sich Caroline Fink sourverän holte.
Mit Marit Behrens gewann aber eine zweite Bremerin die deutsche Meisterschaft. Die 16-jährige Juniorin wurde über 18,2 Kilomter nach 1:45:30 Stunden Zweite des Rennens, entschied das DM-Duell mit Pauline Teichelmann (Cottbus) aber mit einer Sekunde Vorsprung für sich. Die Bremerin Sina Mertens (2:09:50) wurde Vierte.
Sina Mertens gehört zu einer Gruppe junger Bremer, die hinter den Pauflers, Hjördis Sommer und Marit Behrens allmählich Anschluss zur deutschen Spitze finden. Sirko Jessen verpasste über 14,8 Kilometer der männlichen Jugend nach 1:24:47 Stunden als Vierter eine Medaille um allerdings noch deutliche 3:45 Minuten. In der weiblichen Jugend bekam Henriette Wicke nach 1:33:49 Stunden über die gleiche Distanz als Zweite nur deshalb keine DM-Silbermedaille, weil eine Teilnehmerin zu wenig am Start war. "Unsere Jugendlichen finden sich immer besser zurecht und steigern sich mit jedem Wettkampf", lobte Marcel Paufler den Nachwuchs. Der sei inzwischen viel mutiger unterwegs als noch im vergangenen Jahr und fahre auch in taktischer Hinsicht jetzt wesentlich cleverer.
Eine weitere reguläre Silbermedaille gab es für die Bremer aber doch noch: Klaus Gieres, seit Langem für die KRG startender Saarländer und mit dem Bremer Thomas Kittner amtierender Masters-Weltmeister im Zweier, wurde in seiner Altersklasse über 18,2 Kilometer nach 1:32:17 Stunden Zweiter.