Auch ohne Medaillengewinne überzeugen Marcel Paufler und Hjördis Sommer bei der EM im Kanumarathon
Von Jörg Niemeyer – 04. August 2022 – WESER-KURIER (Sport)
Bremen. Mit einer Medaille von der Europameisterschaft im Kanumarathon heimzukommen, hatten die Bremer Teilnehmer ohnehin nicht erwartet. Aber auf das Mitbringsel, das Marcel Paufler aus Dänemark neben guten Ergebnissen mitbrachte, hätte er zu gerne verzichtet: Corona. „Im Zweier-Rennen selbst ging es noch“, sagte Bremens Bester, „aber unmittelbar danach war ich völlig platt.“ Die Rückfahrt nach Bremen am Abend des Schlusstages überstand er fast komplett schlafend. Inzwischen geht es ihm zum Glück viel besser als noch zu Anfang der Woche.
Trainingsrückstand und diesmal noch die sich anbahnende Erkrankung: Angesichts solcher Rahmenbedingungen ist für Marcel Paufler bei internationalen Wettbewerben derzeit einfach nicht mehr drin als eine dennoch achtbare Platzierung in den Top Ten. „Das Einer-Rennen war gut, aber nicht perfekt“, sagte der 27-Jährige nach seinem neunten Rang auf der Langstrecke über genau 30 Kilometer mit sieben Portagen. Nach 2:12:34,83 Stunden kam er als bester Deutscher ins Ziel, doch zwischen dem Bremer und dem neuen Europameister Mads Pedersen (2:05:23,28) lag ein deutlicher Abstand. „Die Besten sind derzeit in einer eigenen Liga unterwegs“, sagte Paufler. Er weiß: Ohne verstärktes Training kann er nicht nach ganz vorne fahren.
Weltmeisterschaft in Portugal
Immerhin hatten Paufler, die Juniorin Hjördis Sommer und Pauflers inzwischen in Rostock lebender Stamm-Zweier-Partner Martin Schubert eine Woche vor der EM im dänischen Silkeborg noch das traditionelle Trainingslager ihres Vereins Störtebeker Bremer Paddelsport im südschwedischen Karlskrona abgehalten. Das war nicht nur zur Einstimmung gut, sondern vor allem zur Abstimmung im Zweier. Wie wichtig regelmäßiges gemeinsames Training ist, kennt Marcel Paufler aus seiner erfolgreichen Zweier-Zeit mit seinem Bruder Sven, der nach langer Erkrankung inzwischen wieder im Boot sitzt, in Karlskrona viele Einheiten problemlos absolvieren konnte und in Silkeborg als Helfer dabei war.
Hjördis Sommer fehlte in ihrem Zweier-Kajak-Rennen mit ihrer Partnerin Caroline Fink aus Hamm eben jene Feinabstimmung, um weiter vorn als auf Platz acht zu landen. Im Einer-Kajak über 19 Kilometer war Fink Vierte und Sommer nach 1:28:07,28 Stunden gute Sechste geworden, sodass sie sich für den Zweier durchaus mehr Chancen ausgerechnet hatten. Doch nur zweimaliges gemeinsames Training verschaffte dem Duo eben noch keine Routine. Trotzdem war die 17-jährige Bremerin, die noch ein weiteres Jahr in ihrer Altersklasse starten darf, mit ihren Leistungen und Resultaten zufrieden.
Gleiches galt für Marcel Paufler. „Ich bewege mich jetzt auf dem Niveau, auf dem ich mich gerne noch länger halten möchte“, sagte er. Dass es auf der Kurzstrecke über 3,4 Kilometer in 15:42,20 Minuten für ihn im Finale nur zu Platz 13 reichte, sei auch selbst verschuldet gewesen. Beim Aussteigen zur Portage sei er unvorsichtig gewesen, sodass sich das Steuer seines Kajaks am Steg verkeilte. Der Schaden kostete nicht nur Zeit und ein paar Plätze, sondern ließ sich für den Rest des Rennens auch nicht mehr beheben. „Ich war froh, dass ich überhaupt noch ins Ziel gekommen bin“, sagte er – und das hatte er wiederum als bester Deutscher geschafft.
Am Schlusstag der Wettkämpfe stand der Zweier-Wettbewerb über die 30 Kilometer an. Wie im Einer-Rennen waren auch hier einige Boote wieder „in einer eigenen Liga“ unterwegs. Paufler und Schubert fuhren konstant um die Plätze sieben bis zwölf mit, bis sie am Ende in der entscheidenden Phase einbrachen. „Da fehlten uns die Körner“, sagte Paufler. Nach 2:07:35,41 Stunden wurde das Bremer Duo Zwölfter – gut acht Minuten langsamer als die spanischen Sieger (1:59:29,00). Jetzt muss Marcel Paufler erst einmal abwarten, wie er die Corona-Erkrankung verkraftet. Eigentlich stehen in den kommenden Wochen etliche kleinere Rennen an als Vorbereitung auf die WM Ende September in Portugal. Paufler hofft, dass ihm ein längerer Ausfall erspart bleibt und er vielleicht schon an diesem Wochenende wieder im Boot sitzen kann.
Im Rahmenprogramm der Europameisterschaften starteten weitere Bremer. Thomas Kittner (Verein für Kanusport) feierte mit seinem Zweier-Partner Klaus Gieres beim Masters-Cup in der Konkurrenz der 50-54-Jährigen ungefährdet den Sieg. Die talentierte Jugendliche Marit Behrens (Störtebeker Bremer Paddelsport) belegte auf der Kurzstrecke der U 16 im sogenannten Euro-Cup den fünften Platz.