Der Bremer Wassersportler wird Vize-Europameister der U23 im Kanu-Marathon und sieht sich in seiner Entwicklung bestätigt
Von Frank Büter – 10. Juli 2018 – WESER-KURIER
Bremen. Vize-Europameister, das klingt erst mal gut. Und wie fühlt es sich an? Marcel Paufler muss nicht lange überlegen, nicht mehr. „Das fühlt sich gut an“, sagt der Kanute vom Verein Störtebeker Bremer Paddelsport. Und er ergänzt: „Das ist ein Meilenstein für mich.“ Einen ganzen Tag habe er gebraucht, um den unverhofften Gewinn der Silbermedaille bei der U23-EM im Kanu-Marathon in Metkovic/Kroatien zu begreifen und einzuordnen. Jetzt ist die Überraschung verflogen. Und jetzt sagt Marcel Paufler auch: „Dieser zweite Platz zeigt mir, dass es weiter vorangeht.“
Zweiter Platz. Die Silbermedaille. Bei seiner siebten EM-Teilnahme seit 2011 und seinem altersbedingt letzten Start in der U23 ist es für Marcel Paufler die bis dato beste Platzierung auf europäischer Bühne. „Eine Medaille“, sagt der Bremer, „war bisher bei einer Europameisterschaft nie in Reichweite.“ Entsprechend verhalten war deshalb auch seine Zielsetzung für die Titelkämpfe in Kroatien, für die er sich im Mai als deutscher Vizemeister qualifiziert
hatte. Ein Rang unter den besten sieben der rund 20 teilnehmenden Boote wäre für ihn bereits ein gutes Resultat gewesen. Dass es nun so gut laufen würde, das hatte sich der 23-Jährige, der in diesen Tagen sein duales Studium Public Administration abschließt, nicht in den kühnsten Träumen ausmalen können.
Der Start in dieses Rennen über insgesamt 26,2 Kilometer mit fünf Portagen, bei denen das Boot getragen werden muss, verlief für Paufler bei windigen und entsprechend welligen Bedingungen noch etwas durchwachsen. Doch er hielt den Anschluss an die Spitzengruppe und setzte sich dann nach knapp einem Kilometer an den Kopf des Feldes. Der Bremer legte in der Folge ein hohes Grundtempo vor und sorgte so bis zur ersten Wende bereits für einen Abstand zum Verfolgerfeld. Auf Schlagdistanz blieben lediglich zwei Kanuten: Marcels Cousin Nico Paufler (München) als zweiter deutscher Fahrer und der U23-Welt- und Europameister Ádám Petró aus Ungarn. Jetzt aber griffen die verwandtschaftlichen Bande. Marcel und Nico Paufler wechselten sich fortan in der Führungsarbeit ab und hielten die Geschwindigkeit durch regelmäßiges Wellewechseln hoch. Die Folge: Der Ungar Petró musste abreißen lassen. Das deutsche Duo war somit unter sich, konnte seine Renntaktik durchziehen und den Abstand weiter ausbauen. Die Entscheidung über die Vergabe von Gold und Silber fiel dann in der letzten Portage, in der Nico Paufler noch etwas mehr Kraftreserven besaß und sich von seinem Cousin Marcel absetzte.
„Das war ein top Rennen, bei dem wir uns super ergänzt und uns gegenseitig zu einer Medaille geführt haben“, sagte Marcel Paufler später, merkte aber auch kritisch an: „An den Portagen und auch an den Zwischensprints auf dem Wasser muss ich in den nächsten Wochen noch intensiver arbeiten.“ Denn die nächsten Herausforderungen stehen bereits an: Vom 1. bis zum 5. August startet der Bremer als amtierender deutscher Meister bei der U23-EM im Kanu-Wildwasser-Rennsport in Skopje/Mazedonien. Und dann steigt für ihn vom 5. bis zum 9. September der Saisonhöhepunkt: die Weltmeisterschaft im Kanu-Marathon in Prado Vila Verde/Portugal, wo Marcel Paufler im Einzel und auch im Zweier mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Sven dabei ist.