Marcel Paufler gewinnt Bronze im Einzel und wird mit dem Team Weltmeister
von Rainer Jüttner – 05.08.2017 – WESER-KURIER
Bremen. Marcel Paufler ist zweifelsfrei der erfolgreichste Bremer Kanute der vergangenen Jahre, doch auch solch einem Crack passieren Fahrfehler. Eines unterscheidet ihn jedoch von den meisten seiner Mitbewerber: Der 22-Jährige ist auch in solch prekären Situationen immer noch in der Lage, auf einen Medaillenplatz zu paddeln.
Dies unterstrich der Athlet vom Störtebeker Paddelsport jetzt bei der Wildwasser-Weltmeisterschaft der U 23 in Österreich. Trotz eines reichlichen Zeitverlustes, den er selbst verschuldet hatte, erkämpfte sich Marcel Paufler auf der Classicstrecke im Einzel noch Bronze. Doch dabei blieb es nicht, denn tags darauf holte der Bremer in einem überragenden deutschen Trio gemeinsam mit seinem Cousin Nico Paufler (Rosenheim) und Finn Hartstein im Teamwettbewerb Gold.
„Ich bin wirklich froh, dass es noch so gut geklappt hat. Aber ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass alles andere als ein Platz unter den ersten fünf für mich auch enttäuschend gewesen wäre“, sagt Marcel Paufler. Den ganz hohen Stellenwert hatte diese aktuelle U 23-Weltmeisterschaft für den Bremer allerdings nicht. Zumindest nicht den der ersten WM-Teilnahme in der U 23. „Im Jahr 2015 war der Start in den USA mein persönlicher Saisonhöhepunkt. In diesem Jahr steht das Highlight mit der WM im Kanu-Marathon in Südafrika ja noch aus“, sagt Paufler.
Somit fiel der letzte Wildwasser-Wettbewerb des Jahres auf der Mur in der Steiermark auch mitten in die Vorbereitung auf Südafrika. Aber Paufler wäre nicht Paufler, wenn er sich nicht auch auf diese WM gut vorbereitet hätte. „Rund drei Wochen habe ich dafür im speziellen Abfahrtsboot trainiert“, sagt der Student. Dennoch hätte er im Einzel seine Medaille beinahe verpasst. Nach starken Regenfällen vor Veranstaltungsbeginn war der Wasserstand der Mur bereits wieder am Sinken, trotzdem hatten die Athleten mit extrem wuchtigen Wassermassen auf der sechs Kilometer langen Strecke zu kämpfen.
Dreher an der Schlüsselstelle
Zehn von zwölf Trainingsläufen hatten zuvor optimal geklappt, doch im Wettkampf erwischte es Marcel Paufler ausgerechnet an der Schlüsselstelle mit dem anspruchsvollsten Wildwasser. „Ich bin zu weit nach links gekommen und mit der Bootspitze ins Kehrwasser geraten. Folglich stand ich nach einer 180-Grad-Drehung in der falschen Richtung flussaufwärts“, sagt der 22-Jährige. Um sich aus dieser Situation wieder zu befreien, musste Paufler zwei, drei Schläge weiter in die falsche Richtung paddeln, um nach einer erneuten 180-Grad-Wende wieder das Rennen neu aufnehmen zu können.
Das kostete Kraft und vor allem auch wertvolle Zeit. Zuvor lag er etwa drei, vier Sekunden hinter dem Führenden, jetzt ging es für Paufler nur noch darum, überhaupt aufs Treppchen zu kommen. „Ich war in diesem Moment riesig enttäuscht von mir selber, habe dann aber noch einmal krampfhaft versucht, alles zu geben, und es hat tatsächlich gereicht“. Unter den 40 Startern aus 19 Nationen belegte er in 18:39,29 Minuten Rang drei hinter Cousin Nico Paufler (18:24,82 Minuten) und Finn Hartstein (18:31,49).
Natürlich war das deutsche Team nach diesem überzeugenden Auftritt haushoher Favorit im Mannschaftswettbewerb auf der langen Distanz. Doch Marcel Paufler steckte das Erlebnis aus dem Einzel mit seinem Dreher noch in den Knochen: „Das war schon eine besondere Situation, die mich an 2015 erinnerte. Da waren wir auch klarer Favorit und mussten uns am Ende mit 0,6 Sekunden Rückstand doch mit Silber zufrieden geben.“ Dem hohen Erwartungsdruck hielten die deutschen Kanuten aber eindrucksvoll stand und siegten souverän mit 18,09 Sekunden Vorsprung in der Zeit von 19:01,33 Minuten vor den Italienern Frederico Urbani/Andrea Bernadi/Francesco Ciotoli und dem slowenischen Team mit Anze Urankar/Tim Novak/Vid Debeljak.
Das Wildwasser-Abfahrtsboot wird jetzt erst einmal gut verpackt und winterfest gemacht, denn ab sofort ist Marcel Paufler wieder voll auf die Marathon-Weltmeisterschaft fokussiert. Am 4. September besteigen er und sein 19-jähriger Bruder Sven das Flugzeug nach Südafrika und wollen dort am 10. September im Zweier-Kajak in den Kampf um die Medaillen eingreifen.