Bremer Kanute verpasst bei deutscher Meisterschaft die Bronzemedaille, weil Max Hoff ins Wildwasser zurückgekehrt ist
Von Jörg Niemeyer - 18. September 2021 - WESER-KURIER (Sport)
Bremen. Die Rückkehr des Kanuten Max Hoff (Köln) zu seinen Wurzeln hat den Bremer Marcel Paufler bei den deutschen Wildwasser-Meisterschaften (DM) im Einzel eine Medaille gekostet. Hoff, der 2007 in den olympischen Kanurennsport umgestiegen war und der 2012 in London Bronze, 2016 in Rio de Janeiro Gold und 2021 in Tokio Silber gewann, fährt jetzt wieder Wildwasser. Und prompt sicherte sich der inzwischen 39-Jährige in Österreich auf der Möll zwischen Obervellach und Kolbnitz auf der kanpp sechs Kilometer langen Classicstrecke in 16:55,3 Minuten souverän den DM-Titel.
Bitter für Marcel Paufler vom Verein Störtebeker Bremer Paddelsport: Er wurde hinter Andreas Heilinger (Köln/17:08,3) und Finn Hartstein (Hamburg/17:10,3) in 17:12,2 Minuten Vierter und verpasste die Bronzemedaille knapp. Angesichtes der geringen Abstände war eine Einzelmedaille für den Bremer also gut möglich gewesen.
Mannschaftstitel ein schöner Trost
"Das war sehr ärgerlich", sagte Paufler, der im Mölltal für den Oberalster Verein für Wassersport Hamburg (OA Hamburg) antrat. Da Renngemeinschaften mit Mitgliedern aus verschiedenen Klubs im Kanu-Wildwasser nicht gestattet sind, Paufler aber auch im Teamwettbewerb starten wollte, musste er formal diesen Weg gehen. Es sollte sich lohnen: Im Mannschaftsrennen, in dem die drei Boote unmittelbar hintereinander unterwegs sind, holte sich der 26-Jährige mit Tobias Zimmer und Finn Hartstein auf der Classicstrecke in 18:08,2 Minuten den DM-Titel mit 13,9 Sekunden Vorsprung vor der ersten Mannschaft des KSK-Teams Köln (18:22,1). "Das hat mich für den vierten Platz im Einzel entschädigt", sagte Paufler zufrieden.
Obwohl Pauflers Ausrichtung im Rennsport klar den langen Strecken und da vor allem dem Kanu-Marathon gilt, versucht er sich immer wieder auch gerne im Sprint. Das war auf der Möll nicht anders, wo der Bremer im Einzel über 600 Meter unter 33 Teilnehmern als 16. gerade noch in der ersten Hälfte landete - 5,75 Sekunden langsamer als der Schnellste, Finn Hartstein (1:33,79 Minuten). Als Mannschaft blieb Paufler, Hartstein und Zimmer nur ein weiterer undankbarer vierter Platz.
"Eigentlich sind Marathon und Sprint nicht vereinbar", sagte Paufler und zog den Vergleich mit der Leichtathletik, in der niemand Marathon und 100-Meter-Sprint liefe. Andererseits ist der Bremer aber froh, dass er die Gelegenheit hat, angesichts des hohen Reiseaufwands zumindest häufiger starten zu können. Die wettkampflose Zeit im Winter möchte der 26-Jährige nutzen, um sich mental zu verbessern. "Ich muss sehen, wie ich noch mehr Leistung abrufen kann", sagte er angesichts der geringen Zeitabstände auf den vorderen Positionen.
In Österreich gingen zwei weitere Bremer an den Start. So startete Karl Paufler, der Vater von Marcel, im Masters der Herren D im Kajak auf der Sprintstrecke und wurde Fünfter. Hjördis Sommer bestritt ihre ersten deutschen Meisterschaften und war erstmals überhaupt auf einer richtigen Wildwasserstrecke im Einsatz. Nachdem die 16-Jährige im ersten Training gekentert war, steigerte sie sich im Verlauf der Meisterschaft, ohne jedoch mit den besten ihrer Altersklasse auf Anhieb mithalten zu können. In den kleinen Kajak-Einer-Konkurrenzen in der weiblichen Jugend belegte Hjördis Sommer in Sprint und Classic jeweils den vierten Rang. Viel wichtiger als die Platzierungen waren für sie aber die Erfahrungen und die Bootssicherheit, die sie im Wildwasser sammeln konnte.
Zwischen dem 30. September und 3. Oktober nehmen Hjördis Sommer und Marcel Paufler an der WM im Kanu-Marathon teil. Eine Woche darauf steht zum Abschluss der Saison die DM im Kanu-Marathon an.
Warum eine DM in Österreich?
Nur selten findet die deutsche Meisterschaft im Kanu-Wildwasser in Deutschland statt. "Die Bedingungen in unseren Nachbarländern sind einfach besser", sagt Marcel Paufler aus Bremen. In Deutschland gibt es nur wenige Flussläufe, in denen die Titelkämpfe gut durchgeführt werden können. So reisen die Deutschen für die DM meistens nach Österreich oder in die Schweiz. Die österreichische Möll sei auch jetzt im Spätsommer, gut befahrbar gewesen, sagte Paufler.